Sprache allgemein

Die Sprache ist ein komplexes System von sprachlichen Zeichen zum Zweck der Kommunikation. Sprachwissenschaftler beschäftigen sich seit Jahrhunderten mit der Sprache. Sie geben verschiedene Antworten auf die Frage, was die Sprache und die Kommunikation eigentlich sei. Wie z. B. Harald Haarmann:

„Pragmatisch könnte man von einer eigenen Sprache sprechen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  1. Es muss sich um ein System von Lauten, grammatischen Formen und Wörtern handeln, das sich strukturell von anderen Systemen unterscheidet.
  2. Dieses System muss als multifunktionales Kommunikationsmittel sowie als kulturelles Identitätssymbol verwendet werden.
  3. Und es muss sich von anderen Sprachen durch Verständlichkeitsbarrieren ihrer Sprecher absetzen.
  4. Schließlich darf es keine abweichende Schriftform einer Standardsprache geben. Die Ausprägung einer eigenen Schriftform ist zwar keine Voraussetzung für die Bezeichnung als Sprache, denn es gibt viele schriftlose Sprachen, wohl aber eine markante Eigenschaft von Sprachen.“ (Harald Haarmann: Weltgeschichte der Sprachen/ C.H. Beck Verlag).

Oder aus dem Duden: „Die Sprache ist ein System von Zeichen und Lauten, das von Angehörigen einer bestimmten sozialen Gemeinschaft (z. B. von einem Volk) in gesprochener und geschriebener Form als Mittel zur Verständigung benutzt wird“. (Duden / Das Bedeutungswörterbuch / Band 10).

Und im Lehrbuch der Sprachwissenschaft: „Die Sprache ist ein System von Zeichen, die der Vermittlung von Informationen dienen.“ (Das Lehrbuch Sprachwissenschaft: Patrick Brandt, Rolf-Albert Dietrich, Georg Schön, 2006 bei Böhlau Verlag).

Kurzum:

• Die Sprache ist im Allgemeinen ein Kommunikationsinstrument. Mithilfe der Sprache können Informationen von einem Sprecher an einen Hörer übermittelt werden. Der Hörer kann ebenfalls seine Meinung dazu äußern. Voraussetzung ist, dass der Sprecher und Hörer mit der gleichen Sprache kommunizieren.

• Jede menschliche Sprache hat ein bestimmtes System (Grammatik), das mit Regeln belegt ist.

• Die Sprachen können anhand ihrer Verwandtschaft klassifiziert werden und Sprachfamilien bilden.

• Laut modernen Sprachforschern gibt es heute etwa 6500 Sprachen weltweit.

Die Bausteine einer Sprache

Wie schon oben gesagt: „Die Sprache ist ein System von Zeichen, die der Vermittlung von Informationen dienen.“ Ein System ist eine Struktur, die von kleinsten Einheiten zu den größeren Einheiten aufsteigt (sprachliche Hierarchie).

Phonem

Das kleinste Glied einer Sprache ist der Laut, der als Phonem benannt wird. Die Phoneme haben keinen Inhalt (keine Bedeutung). In der gesprochenen Sprache werden sie als Laute und in der geschriebenen Sprache als Buchstaben dargestellt. Das wichtigste Merkmal der Phoneme ist: Sie haben bedeutungsunterscheidende Funktionen, wie z. B.: Durch nur ein einziges Phonem (Laut) an derselben Stelle kann ein Wort eine andere Bedeutung haben: • birin (wegbringen) → birîn (schneiden), • lezîn (sich beeilen) → bezîn (schnell laufen), • bûn (sein) → çûn (gehen), • dotin (melken) → gotin (sagen).

Morphem

Sprachliche Zeichen werden als Morpheme bezeichnet. Die Morpheme sind die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten einer Sprache. Sie haben eine Form und eine Bedeutung. Ein Wort kann sowohl aus einem Morphem als auch aus mehreren Morphemen bestehen, z. B. şêr (Löwe) besteht aus nur einem Morphem, dagegen „barkirin“ → bar-kir-in (fortziehen) besteht aus drei Morphemen.

Das Morphem darf nicht mit Silben gleichgesetzt werden. Die Silben sind die Einzelteile, aus denen Wörter bestehen. Die Silben haben in ihrem Kern nur einen Vokal. Ein Wort kann sowohl aus einer Silbe als auch aus mehreren Silben bestehen, z. B. das Wort „bav“ ist eine einzige Silbe, aber „barkirin“ (bar-ki-rin) besteht aus drei Silben. „ki“ und „rin“ haben keine Bedeutung. Somit können sie nicht als Morphem angesehen werden. „Bar – kir – in“ besteht aus drei Morphemen. Der Unterschied ist, dass das Morphem für die getrennten Teile Bedeutung trägt:

  • bar → wortbildendes Präfix, wie in „barkirin“
  • kir → der Verbstamm im Präteritum von „kirin“ (machen)
  • in → Endung des Verbs „kirin“
  • Die Morpheme können auch nur aus einem Laut bestehen. Dieser Laut ist entweder Präfix oder Endung, z. B.: „Ez ê herime malê“ (Ich werde nach Hause gehen), „ê“, „e“ und „ê“ sind solche Morpheme:
  • ê → Präfix für die Bildung des Futurs
  • e → Endung für die Bildung der progressiven Zeitformen
  • ê → Suffix für die Bezeichnung des Femininums im Objektkasus

Wort

Aus Phonemen werden Morpheme, aus Morphemen werden Wörter gebildet. Diese Reihe geht weiter: Aus Wörtern werden Sätze, und aus Sätzen werden Texte hervorgebracht. Das Wort hat einen Inhalt (eine Inhaltsseite) und eine Bedeutung (Ausdrucksseite), deshalb ist es ein sprachliches Zeichen. Ein Zeichen/Bild als Inhalt hat eine Bedeutung, die diesem Zeichen/Bild (in verschiedenen Sprachen) einen Ausdruck verleiht.

Ein Bild von einem Apfel ist der Inhalt. Die Ausdrucksseite dieses Bildes ist die Bedeutung.

In der Grammatik haben die Wörter bestimmte Aufgaben. Sie regeln als Wortarten die Grammatik einer Sprache.

Der Satz

Ein Satz ist eine Produktion der Wörter. Ein Satz braucht mindestens zwei Wortarten: 1) ein Subjekt und 2) ein Prädikat.

Bei der Satzbildung können die Wörter nicht beliebig hintereinander gereiht werden, sondern alle Satzglieder müssen sprachlogisch und sinngemäß geordnet werden.

Îro ez Amedê diçim ra te bi (diese Aufstellung der Wörter kann nicht als Satz angesehen werden, da diese Wortstellung keinen logischen Sinn ergibt).

Îro ez bi te ra diçim Amedê. (Ich gehe heute mit dir nach Amed). Diese Aufstellung der Satzglieder kann eine logische Information vermitteln. Solche logischen Aufstellungen bilden verschiedene Satzarten: Aussagesatz, Fragesatz, Hauptsatz, Nebensatz, Aufforderungssatz.

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