Deklination (Kasus)

Bevor dieses Thema ausgeführt wird, sollte man die Rolle des Kasus rectus und Kasus obliquus in Erinnerung rufen. Die kurdische Sprache besitzt zwei Formen von Kasus. Da die Fälle im Kurdischen nicht so deutlich auseinanderdividiert werden, können dabei Kasus rectus und Kasus obliquus hilfreich sein.

Der Begriff „Kasus rectus“ wird in Sprachen mit zwei gegensätzlichen Kasus verwendet. Sein Gegenstück ist der Kasus obliquus. Im Kurdischen bezeichnet Kasus Rectus (Grundform) den Nominativ und Kasus obliquus (Objektkasus) den Genitiv, den Dativ und den Akkusativ.

Kasus rectus und Kasus obliquus

„In der lateinischen Grammatik wird unterschieden zwischen dem casus rectus (gerader Fall) und dem casus obliquus (schräger Fall). Als casus obliquus wird der Kasus bezeichnet, den ein Wort, meist ein Subst., in Abhängigkeit von der Rektion des Verbs trägt. Zu den casus obliquus, die in Verbindung mit einem Verb auftreten, zählen der Genitiv, der Dativ und der Akkusativ. Diese drei Objektkasus stellt man dem Subjektnominativ gegenüber, der als casus rectus bezeichnet wird. Mit einem Verb können, je nach Rektion, ein casus obliquus (jmdm. helfen) oder zwei casus obliqui (jmdm. etwas geben) auftreten“. (De/G/ De Gruyter: Grammatik Syntax /Herausgegeben von: Dürscheid, Christa; Schierholz, Stefan J. 2012).

Kurdische Nomen sind deklinierbar. Um Nomen für ihre Verwendung im Satz passend zu machen, müssen sie auch dekliniert werden. Im Kurdisch werden nur als Kasus (Fälle) zwei Kasus Arten verwendet: Kasus rectus und Kasus obliquus. Mit zwei Kasusarten werden alle Fälle entweder Kasus rectus (wie Deutscher Nominativ) und Kasus obliquus (wie Deutscher Genitiv, Dativ und Akkusativ) ausgedrückt.

Die Fälle werden im Kurdisch nur mithilfe der Präpositionen definiert. Um welchen Fall es geht, kann nur im Kontext ermittelt werden. Nomen mit Pluralendung „an“ und „ên“. sind im Kasus rectus und Kasus obliquus erkennbar.

  • Malan → die Häuser Kasus rectus, Plural.
  • Malên → der Häuser, den Häusern, die Häuser → Kasus obliquus, Plural.
  • Min ji meta te bihîst (Ich habe von deiner Tante gehört).
  • Met = die Tante → Kasus rectus (Nominativ – Absolutiv) Singular.
  • Meta = der Tante → Kasus obliquu,– (Objektkasus). Singular, feminin.
  • Xal = Onkel → Kasus rectus, Singular
  • Xalê = des Onkels, dem Onkel, den Onkel → Kasus obliquus, Singular, maskulin.

Das Nomen nimmt bei der Bildung des Kasus obliquus für Femininum die Endung (-a), für Maskulinum die Endung (-ê) und für beide Geschlechter im Plural die Endung (-ên).

  • Hevala Sido hat (die Freundin von Sido ist gekommen).
  • Hevalê Sido hat (der Freund von Sido ist gekommen).
  • Hevalên Sido hatin (die Freunde von Sido sind gekommen).

Die Kurdische Substantive stehen in der Grundform (Absolutiv) ohne Endung und bezeichnen sowohl Singular als auch Plural, solange das Pluralendungspartikel „an“ nicht vorhanden ist.

  • Rêwî diçe Hewlêr (der Reisender fährt nach Erbil) → 3. Person Singular.
  • Rêwî diçin Hewlêr (die Reisende fahren nach Erbil) → 3. Person Plural. Hier: „diçin“ bezeichnet das Subjekt in Plural.

Die bestimmten Substantive als Subjekte sind meistens in Grundform. Sie können sowohl Singular als auch Plural bezeichnen.

  • Şêr min dibînin (die Löwen sehen mich).
  • Şêr derdikeve serê zinar (der Löwe klettert auf den Felsen).
  • Şêr derdikevin serê Zinar (die Löwen klettern auf den Felsen).

In der Grundform nimmt das bestimmte Nomen im Plural die Endung „-an“.

  • Şêran em dîtin (die Löven haben uns gesehen).
  • Havalan nan xwerin (die Freunde haben Brot gegessen).
  • Mamostan xwe davêjin avê (die Lehrer springen ins Wasser).
  • Jinan tendur dadan (die Frauen haben das Backoffen angefacht).
  • Beko pir welatan gerîyabûye (Beko hatte viele Länder bereist).

Wenn das finite Verb in Plural gebraucht wird, werden die Objekte auch im Plural betrachtet.

  • Bav (Vater – Väter) → bav dibeze → bav dibezin.
  • Jin (Frau – Frauen) → jin dibêje → jin dibêjin.
  • Bra (Bruder – Brüder) → bra dixwine → bra dixwînin.
  • Xezal (Gazelle – Gazellen) → xezal birîndare → xezal birîndarin.
  • Mal (Haus – Häuser) → hilşîya → mal hilşîyan.

Wenn das Nomen mit einem Vokal endet, wird eine Fuge-y zwischen dem Nomen und dem Pluralpartikel geschoben.

  • Rovî → Rovîyan (der Fuchs → die Füchse).
  • Bra → Brayan (der Bruder → die Brüder).
  • Rewî → Rêwîyan (der Reisender → die Reisende).
Unbestimmte Nomen in der Grundform

Die unbestimmten Substantive haben in der Grundform die Endung (-ek).

  • Mêrek (ein Mann)
  • Jinek (eine Frau)
  • Hevalek (ein Freund).

Wenn das Nomen mit einem „e“ endet, wird die Endung „-ek“ auf „-k“ reduziert. 

  • Memoste + ek → memostek (ein Lehrer).
  • Lambe + ek → lambek (eine Ampel).

Wenn unbestimmte Nomen mit Adjektiven zusammen verwendet werden, werden die Endungen „-eke“ für Femininum und „-ekî“ für Maskulinum gebraucht.

  • Jineke pîr (eine alte Frau),
  • Mêrekî kal (ein alter Mann).
  • Hevaleke delal (eine liebe Freundin),

Das Nomen als Subjekt eines Satzes steht meisten in Grundform (Kasus rectus). Mit einer Frage kann man das Subjekt in der Grundform ermitteln. Fragewörter: Kê, für Personen), Çi, für Sachen und Tiere.

  • Bav tê (der Vater kommt). 
  • Frage: Kê tê? (wer kommt?)
  • Antwort: Bav (der Vater). 
  • Bav tê (der Vater kommt). „bav“ ist in Grundform.
  • Hewa sare (das Wetter ist kalt).
  • Frage:  Çi sar e? (was ist kalt?)
  • Antwort: Hewa (das Wetter).
  • Hewa sar e (das Wetter ist kalt). „Hewa“ ist in Grundform.

Nomen + Nomen Konstruktion kann nur mit Kasus obligus möglich.

  • Mamostê Dibistanê (der Lehrer der Schule). Mamoste ist maskulin (mit Endung „-ê“).
  • Reya Gund (der Weg des Dorfes). Rê ist maskulin (mit Endung „-ê“).
  • Pirtuka xwendevan (das Buch des Studenten). Pirtuk ist feminin (mit Endung „-a“).
  • Dêla Rovî (Die Lunte des Fuchses). Dêl ist feminin (mit Endung „-a“).
Besitzbezeichnung Bestimmtem Nomen im Kasus obliquus

Genitiv wird durch mindesten zwei Nomen gebildet.

Deftera şagirt

  • Nomen ist Defter → Besitzobjekt
  • Nomen ist şagirt → der Besitzer

Das Nomen, das das Besitzobjekt bezeichnet, muss im Kasus obliquus stehen. 

  • Pirtuk (das Buch).
  • Pirtuka Mamoste (das Buch des Lehrers).
  • Pirtuka → feminin. → Besitzobjekt. (Kasus obliquus). Endung „a“.
  • Ap (Onkel – Vaterseits).
  • Apê qîzikê (der Onkel des Mädchens). Endung „ê“
  • Apê → maskulin. → Besitzobjekt. (Kasus obliquus).

Wenn der Besitzer maskulin bezeichnet, ist sein Geschlecht nicht bekannt. Hier: das Geschlecht von „şagirt“ ist nicht erkennbar. Pirtuka şagirt (das Buch des Lehrlings).

Wenn der Besitzer feminin bezeichnet, muss das Geschlecht bekannt sein. Deftera qîzikê (das Heft des Mädchens). Das Geschlecht von „qîzikê“ ist durch die Endung „-ê“ bekannt → feminin. (Kasus obliquus). Wenn die Besitzer als Personalpronomen auftreten („hevalê wî“), ist dann das Personalpronomen „wî auch im Kasus obliquus.

Wenn Besitzer Plural bezeichnet, muss die Pluralendung „an“ an dem Nomen angehängt werden.

  • Pirtuka Hevalan (das Buch der Freunde).

Das maskuline Nomen, welches den Besitz bezeichnet, ist im Kasus obliquus (Objektkasus), wenn sie nur als Nomen eintreten.

  • Dibistana Gund (die Schule des Dorfes). Gund → maskulin.
  • Besitzobjekt: Dibistana (Kasus obliquus)
  • Besitzer: Gund (Kasus rectus)
  • Pirtuka Memoste (das Buch des Lehrers). Mamoste → maskulin.
  • Besitzobjekt: Pirtuka, → Kasus obliquus
  • Besitzer: Mamoste → Kasus rectus)

Das feminine Nomen, welches den Besitz bezeichnet, ist im Kasus obliquus.

  • Dayîka qîzikê (die Mutter des Mädchens). Qîzik→ feminin.
  • Besitzobjekt: Dayîka. → Kasus obliquus.
  • Besitzerin: Qîzikê → Kasus obliquus.
  • Deftera Metê (das Heft der Tante). Metê → feminin.
  • Besitzobjekt: Deftera. → Kasus obliquus
  • Besitzerin: Metê → Kasus obliquus.

Wenn der Besitz ergänzt wird, die Ergänzung muss auch im Kasus obliquus stehen.

  • Pirtuka bavê min (das Buch meines Vaters). „Pirtuka“, „bavê“ und „min“ stehen alle im Objektkasus.
  • Besitzobjekt: Pirtuka (Kasus obliquus).
  • Besitzer: Bavê min (meines Vaters) Kasus obliquus.
  • Die fremden Namen werden nicht geändert.
  • Mala Hans (Hans Haus).
  • Pirtuka Herbert (Herberts Buch)
  • Brayê Merita (Meritas Bruder).
Unbestimmtes Nomen in Kasus obliquus

Alle unbestimmten Substantive nehmen in Kasus obliquus die Endungen: „-ekî“ für Maskulinum und „-eke“ für Femininum.

  • Mamostê dibistanekî (der Lehrer einer Schule),
  • Mamostekî Dibistanê (ein Lehrer der Schule),
  • Mamostekî dibistanekî (ein Lehrer einer Schule).
  • Jineke Bajar (eine Frau aus der Stadt),
  • Jineke bajêrekî (eine Frau aus einer Stadt)
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